die Geschichte des Gipfeltreffens
erzählt vom Veranstalter
2012
Bevor ich in diesem Jahr den Entschluss fasste, mich mit meinen selbst geschriebenen Liedern auf Bühnen zu setzen, hatte ich mich kaum mit der deutschsprachigen Liedermacherszene beschäftigt. Mir ging es so, wie es wahrscheinlich den meisten geht: Wer 'Liedermacher' hört, dem fallen dazu nur die bekanntesten Vertreter des Genres wie Reinhard Mey oder Konstantin Wecker ein; manche mögen noch ein paar Namen mehr kennen, aber wer sich nicht gezielt damit befasst, der wird kaum einmal zufällig damit in Berührung kommen. 'Zuhör-Musik' schafft es nun mal nur selten ins Radio und schon gar nicht in Festzelte, und bei den größeren Veranstaltungen, die sich dafür anbieten, tummeln sich sehr oft die immer gleichen Künstler.
2013
Je tiefer ich bei kleinen Festivals, Songslams und ähnlichen Veranstaltungen in die 'Szene' eintauchte, desto mehr fand ich es ungeheuer schade, dass den meisten potentiellen Zuhörern so viel davon verborgen bleibt. Denn zu meinem erstaunen und zu meiner zunehmenden Begeisterung durfte ich feststellen, dass es eine ganze Menge Künstler gibt, die ihre deutschsprachigen Lieder auf den - meist kleineren - Bühnen des Landes präsentieren - lustige, nachdenkliche, kritische, poetische... Die Vielfalt der vertretenen Spielarten ist enorm, die Qualität vieler Künstler hoch, und das menschliche Miteinander in dieser 'Szene' - vielleicht gerade aufgrund ihres Schattendaseins - ausgesprochen angenehm und weitgehend frei von Konkurrenzdenken.
Diese Erkenntnis brachte mich auf den Gedanken, wenigstens im Kleinen ein bisschen was dafür tun zu wollen, dass diese Künstler sich neuem Publikum präsentieren können, und dass dieses Publikum die ganze besagte Vielfalt vorgestellt bekommt, auf dass für jeden etwas dabei sei.
2014
Aus dem Gedanken wurde ein Plan, aus dem Plan eine Premiere.
Der Spielort für die Veranstaltung war schnell gefunden: der Leimershof nahe meinem Wohnort Breitengüßbach bei Bamberg. Sicher, in der Stadt wäre es einfacher, größere Mengen an Publikum anzuziehen, als auf einem etwas abgelegenen Landgut, aber wie die ganze Idee an sich war auch die Wahl des Ortes eher vom Herz als vom Kopf getragen. Wer die Atmosphähre am Leimershof schon kennengelernt hat, diese Mischung aus urig-gemütlich und bunt-verrückt, der wird verstehen, warum ich mich dort einnisten wollte, auch wenn es auf Kosten von Laufpublikum geht.
Die Taufe des Projekts ging ebenfalls schnell vonstatten: 'Leimershofer Gipfeltreffen'. Darin steckt zum einen, dass sich der Leimershof auf dem Gipfel eines Hügels befindet, zum anderen aber auch, dass ich mir vorgenommen habe, dort nur Gäste zu präsentieren, die ich selbst schon persönlich kennengelernt und für besonders gut befunden habe.
Außerdem hatte ich einen weiteren Vorsatz für die Auswahl meiner Gäste gefasst: Der Abend sollte nicht nur niveauvoll, sondern auch kontrast- respektive abwechslungsreich werden. Dem Publikum sollten Schlaglichter aus allen Ecken der Liedermacherei präsentiert werden.
Und so traf im November die Leipzigerin Nadine Maria Schmidt mit ihren poetisch tiefen Songs und der gewaltigen Stimme auf den locker-groovigen Gute-Laune-Garanten 'Point und die Spielverderber' aus Erlangen. Dazu - auch das sollte Teil des Konzepts sein und bleiben - spielte ich einige meiner eigenen, eher melancholisch angehauchten Lieder, um den Gästen den musikalischen roten Teppich auszurollen.
Unter einem guten Stern stand die Premiere nicht. Was habe ich nicht alles an Nerven gelassen, als etwa einer der 'Spielverderber' auf dem Weg zum Leimershof verschollen war oder plötzlich der Strom in der ganzen Gegend komplett ausfiel. Aber der Musiker tauchte gerade noch rechtzeitig zum Auftritt auf, und die Minuten, die Point spontan unverstärkt bei Kerzenlicht überbrückte, bis der Strom wieder da war, gehörten rückblickend zu den schönsten des Abends.
Zwar war der Zuschauerzuspruch noch recht überschaubar gewesen, aber damit hatte ich angesichts des völlig neuen Formats und des abgelegenen Spielorts auch gerechnet. Wichtig war: Ich hatte den Eindruck, die Leute hatten einen schönen Abend gehabt, und die Resonanz war durchweg positiv. Und so stand unmittelbar danach bereits fest, dass es weitere solche Abende geben sollte.
2015
In diesem Jahr wurde das 'Hoftheater' auf dem Leimershof fertig gestellt, und damit war endgültig die passende Heimat für das 'Gipfeltreffen' gefunden. Außerdem wurde vereinbart, nunmehr den letzten Freitag im November als regelmäßigen Veranstaltungstermin zu bestimmen. Dazu bekam das 'Gipfeltreffen' eine eigene Seite auf facebook, und erstmals wurde ein Online-Kartenvorverkauf angeboten.
Viele kleine Schritte auf dem Weg dahin, die Veranstaltungsreihe fest zu etablieren.
Zur zweiten Ausgabe - bestritten vom Duo Barth|Roemer aus Köln (routiniert-filigranes Groove-Chanson) und Stefan Ebert aus Mannheim (musikalische Wundertüte zwischen liebevollen Tönen und absurdem Unsinn) - kamen bereits einige Zuschauer mehr als zur Premiere. Sogar mehr, als wir erwartet hatten. Sogar so viele, dass die etwas arg lockere Bestuhlung kurz vor Konzertbeginn noch aufgestockt werden musste.
2016 ff.
Im Laufe der folgenden Jahre erfreute sich das "Gipfeltreffen" zunehmender Beliebtheit und erwarb sich ein wachsendes Stammpublikum. Tolle Künstler und Künstlerinnen stellten sich den interessierten Zuhörern vor, darunter regelrechte Größen der kleinen "Szene" wie Holger Saarmann (Berlin), Bastian Bandt (Angermünde) oder das furiose Duo Mackefisch (Mannheim), das man inzwischen auch regelmäßig im TV bewundern kann. Aber auch weniger bekannte, jedoch nicht weniger hörenswerte Akteure wie beispielsweise die erfrischend mitreißende Eva Sauter (Tübingen) oder das versierte Trio Veras Kabinett (Berlin) und viele mehr erspielten sich neue Fans.
Es lief tatsächlich besser, als ich es mir jemals hätte träumen lassen. 2018 war das Hoftheater erstmals bis auf den letzten Platz dicht gefüllt, und 2019 musste sogar der Vorverkauf abgebrochen werden, weil bereits vorab sämtliche Karten vergriffen waren.
Doch dann kam "Corona". Zweimal musste die Veranstaltung ausfallen, und wie fast überall konnte der Neustart danach nicht an die Zuschauerzahlen davor anknüpfen. Dennoch: Selbst nach zwei Jahren Pause fand sich ein ahnsehnliches Publikum ein, darunter wieder viele bekannte Gesichter, um sich von Liedpoetin Paula Linke (Lepzig) bezaubern und von Musikkabarettist Ramon Bessel (Gmund) unterhalten zu lassen.
So kann es sehr gerne weiter gehen. Denn wunderbare musikalische Kolleginnen und Kollegen, die ich gerne einladen und auf dem Leimershof präsentieren würde, gibt es noch genug.
Und vielleicht kriegen wir ja auch bald mal wieder den Laden richtig voll. Verdient hätten es die Gastkünstlerinnen und -künstler allemal.